25.06.2024, 11:04 Uhr

Weltweit erste industrielle Anlage zur Produktion von Solartreibstoffen in Jülich gestartet


© Synhelion

Jülich - Solare Treibstoffe sind flüssige Treibstoffe, die aus der Energie der Sonne, Wasser und Kohlenstoff hergestellt werden. Nutzt man als Quelle für den Kohlenstoff CO2 aus der Atmosphäre oder Methan aus Bioabfällen, gilt dieser Treibstoff als klimaneutral. In Jülich in NRW ist jetzt die erste industrielle Anlage zur Produktion von Solartreibstoffen an den Start gegangen.

Das Cleantech Scale-up Unternehmen Synhelion, ein als Spin-off der ETH Zürich gegründetes Unternehmen, hat in der letzten Woche in Jülich die erste industrielle Anlage der Welt eingeweiht, in der synthetische Treibstoffe mit Hilfe von Solarwärme produziert werden können. Mit der Eröffnung von DAWN ist laut Synhelion der Beweis erbracht, dass die Technologie zur Herstellung von Solartreibstoffen für die Skalierung im großen Maßstab bereit ist. Synhelion sieht darin einen bedeutenden Meilenstein für die Verkehrswende, der nun erreicht ist.

Feierliche Einweihung zur Sommersonnenwende - Solartreibstoffe für nachhaltige Mobilität

Die Einweihung von DAWN fand anlässlich der Sommersonnenwende am 20. Juni 2024 unter Anwesenheit zahlreicher Vertreter aus Industrie und Politik statt. „Heute ist ein historischer Tag in der Geschichte Synhelions. Mit der Einweihung von DAWN beginnt die Ära der Solartreibstoffe - ein Wendepunkt für nachhaltige Mobilität. Unser Gründungstraum, erneuerbare Treibstoffe aus Solarenergie herzustellen, wird Wirklichkeit“, freut sich Dr. Philipp Furler, CEO und Mitgründer von Synhelion, über den offiziellen Start der Anlage.

Die Anlage DAWN besteht aus einem 20 Meter hohen Solarturm und einem Spiegelfeld. In der Anlage kommen alle von Synhelion entwickelten Innovationen erstmals in industriellem Maßstab integriert zum Einsatz. Im Solarturm befinden sich ein Solarstrahlungsempfänger (Receiver), ein thermochemischer Reaktor und ein thermischer Energiespeicher, der eine kosteneffiziente Produktion von Solartreibstoffen rund um die Uhr ermöglicht. DAWN demonstriert damit erstmals die gesamte Technologiekette vom konzentrierten Sonnenlicht bis zum synthetischen, flüssigen Treibstoff in industriellem Maßstab.

Mit DAWN sollen mehrere Tausend Liter Treibstoff pro Jahr produziert werden. Die Produktion wird voraussichtlich noch im Jahr 2024 anlaufen. Direkt in der Anlage wird synthetisches Rohöl, genannt Syncrude, hergestellt. Dieses Zwischenprodukt eignet sich besonders gut für den Transport. Anschließend wird das Syncrude in einer konventionellen Ölraffinerie zu zertifizierten Treibstoffen verarbeitet. Synhelion wird so neben solarem Kerosin für die Luftfahrt auch solares Benzin und solaren Diesel für Anwendungen im Straßenverkehr und in der Schifffahrt herstellen.

Solartreibstoffe können fossile Treibstoffe direkt ersetzen und sind mit der bestehenden Treibstoff-Infrastruktur vollständig kompatibel, von der Lagerung über den Transport bis hin zu den Verbrennungsmotoren und Flugzeugtriebwerken. Dabei gelten Solartreibstoffe als CO2-neutral, da bei ihrer Verbrennung nur das CO2 emittiert wird, das bei der Produktion gebunden wird.

Der bisher größte Meilenstein der Unternehmensgeschichte

Synhelion ist 2016 als Spin-off der ETH Zürich gestartet. Dass sich Treibstoffe unter Einsatz von Solarwärme herstellen lassen, konnte das Unternehmen 2019 erstmals in einer Mini-Raffinerie auf dem Dach der ETH Zürich beweisen. Seitdem hat das Team von Synhelion daran gearbeitet, die vielversprechende Sun-to-Liquid-Technologie zu skalieren und industriell nutzbar zu machen. Mit DAWN ist dieser Schritt nun geschafft. Die Technologie ist laut Synhelion jetzt reif für die Industrie und soll dazu beitragen, die Transformation des Verkehrssektors voranzutreiben. Der Bau von DAWN konnte dank der Investoren von Synhelion und einer Förderung aus dem Energieforschungsprogramm des deutschen Bundesministeriums für Wirtschaft und Klimaschutz realisiert werden.

Die erste kommerzielle Anlage wird Synhelion ab 2025 in Spanien bauen. Insgesamt sollen dort ca. 1.000 Tonnen Treibstoff pro Jahr produziert werden. Zukünftig geplante Anlagen sollen die Größe der ersten beiden Anlagen noch deutlich übertreffen und damit noch eine sehr viel höhere Produktionskapazität bieten. Innerhalb von zehn Jahren will Synhelion ein jährliches Produktionsvolumen von rund einer Million Tonnen Solartreibstoff erreichen.

Quelle: IWR Online

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