AKW-Störfall der Kategorie 1: Größtes schwedisches Atomkraftwerk Oskarshamn 3 bleibt über Monate abgeschaltet

© OKG
Stockholm - Das größte schwedische Atomkraftwerk Oskarshamn 3 ist bereits seit März 2025 vom Netz und wird voraussichtlich über sechs Monate keinen Strom liefern. Nach einem Störfall der Kategorie 1 haben sich die Reparaturarbeiten des 40 Jahre alten Kernkraftwerks mit einer Bruttoleistung von 1.450 MW mehrfach verzögert.
Im Kernkraftwerk Oskarshamn wurde bei Wartungsarbeiten ein Fehler entdeckt, der vom Betreiber zunächst als weniger schwerwiegend beschrieben wurde. Die schwedische Strahlenschutzbehörde (SSM) untersuchte den Vorfall, stufte das Leck im Primärsystem aufgrund der Lage des Rohrs laut Sveriges Radio aber ganz anders - in die Kategorie eins - ein. Die Reparaturarbeiten gestalten sich schwieriger als gedacht.
Atomkraftwerk Oskarshamns bleibt nach Störfall der Kategorie 1 seit März abgeschaltet
Am 29. März 2025 wurde das leistungsstärkste Atomkraftwerk Schwedens, Oskarshamn 3, wegen Wartungs- und Brennstoffwechselarbeiten planmäßig für rund drei Wochen abgeschaltet. Während der Inspektion wurde allerdings ein Riss in einem Rohr entdeckt, so das schwedische Nachrichtenportal Aktuell Hållbarhet. Die schwedische Strahlenschutzbehörde stufte den Riss aufgrund seiner Lage als „schwerwiegend“ ein, und der Reaktor darf erst nach Genehmigung wieder in Betrieb genommen werden.
Wie der öffentlich-rechtliche Sender Sveriges Radio (SR) bereits Anfang Mai berichtete, wird der Störfall von der schwedischen Strahlenschutzbehörde als der schwerwiegendste seit fünf Jahren eingestuft. „Im Grunde handelt es sich um ein Leck, das im Primärsystem entdeckt wurde. Es wurde an einer Stelle gefunden, an der sehr hohe Anforderungen an die Integrität dieser Strukturen gestellt werden. Wir wollen dort auf keinen Fall ein Leck“, sagt Francesco Cadinu, Inspektor bei der schwedischen Strahlenschutzbehörde gegenüber Sveriges Radio. Er betonte, dass der Defekt derzeit keine Gefahr darstelle.
Auch einer der Eigentümer des Atomkraftwerks, Uniper SE, äußerte sich zu dem Vorfall gegenüber Sveriges Radio. „Während der Revision wurde festgestellt, dass ein ungünstig gelegenes Rohr gebrochen war“, sagt Desiree Liljevall, Pressesprecherin bei Uniper. Und weiter: „So läuft es im Betrieb hochtechnischer Anlagen. Manchmal gehen Komponenten kaputt und müssen repariert werden. Wir brauchen den Sommer, um die Leitung zu reparieren und die Genehmigung zu erhalten.“
Reparatur verläuft nicht wie geplant - Sanierungsarbeiten schwieriger als erwartet
Eigentlich sollten die Reparaturarbeiten am 15. August 2025 abgeschlossen sein. Doch die Arbeiten gestalten sich schwieriger als gedacht. Nachdem OKG zunächst den 17. September 2025 als neues Wiederinbetriebnahmedatum gemeldet hatte, kam es nun zu einer erneuten Verlängerung. Bereits vor dem 29. August 2025 durchgeführte Tests verliefen nicht wie geplant. Am 29. August teilte OKG mit, dass die intensiven Arbeiten zur Wiederinbetriebnahme von Oskarshamn 3 (O3) weiter andauern.
„Diese Tests verliefen nicht ganz nach Plan, weshalb der Zeitplan verschoben wurde. In Deutschland wird ein neuer FAT-Test durchgeführt, um sicherzustellen, dass alles zufriedenstellend funktioniert, bevor die Reparatur im Werk durchgeführt wird“, sagt Andreas Roos, Produktionsleiter von OKG.
In Kürze müssen daher zunächst weitere neue Tests für die Sanierungsarbeiten stattfinden, die sich jedoch wieder auf den Zeitpunkt der Wiederinbetriebnahme des Kraftwerks auswirken.
Der neue voraussichtliche Zeitpunkt für den Neustart von O3 ist der 17. Oktober 2025, wie der Strombörse NordPool mitgeteilt wurde. Weitere Verschiebungen sind nicht ausgeschlossen.
Über die Atomkraftwerke in Schweden
In Schweden sind von den 13 gebauten Atomkraftwerken noch sechs Anlagen an den drei Standorten Oskarshamn, Ringhals und Oesthammar mit einer Bruttoleistung von knapp 7.300 MW in Betrieb. Insgesamt sieben AKW mit einer Bruttoleistung von 4.270 MW sind dauerhaft abgeschaltet und stillgelegt worden.
Neben dem Ausfall des Atomkraftwerks Oskarshamn 3 (1.450 MW) produziert auch das Kernkraftwerk Ringhals 4 (brutto: 1.178 MW) aufgrund planmäßiger Wartungsarbeiten bis zur geplanten Wiederinbetriebnahme am 14. September 2025 keinen Strom. Das Atomkraftwerk Forsmark 1 (1.143 MW) ist nach Angaben des staatlichen Übertragungsnetzbetreibers SVK (Svenska kraftnät) in der Kalenderwoche 33 kurzfristig vom Netz gegangen, aber mit einem Generator wieder am Netz. Der zweite Generator soll am 1. September wieder zugeschaltet werden.
Allerdings wird Forsmark 1 schon bald erneut vom Netz gehen. Vom 7. September bis 6. Dezember 2025 wird das Kernkraftwerk einer umfassenden Überholung unterzogen und produziert in diesem Zeitraum keinen Strom.
Quelle: IWR Online
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