31.07.2025, 12:28 Uhr

Elektromobilität weltweit auf der Überholspur – Deutschland meldet sich eindrucksvoll zurück – Verbrenner im Rückwärtsgang


© IWR / Schlusemann

London (UK)/Brüssel (Belgien) – Der Markt für batterieelektrische Fahrzeuge (BEV) nimmt global an Fahrt auf. Im zweiten Quartal 2025 verzeichnete die Branche im Vergleich zum Vorjahresquartal ein Wachstum von über 30 Prozent. Haupttreiber des Wachstums war China, das fast zwei Drittel der weltweiten Verkäufe ausmachte. Auch in Europa zeigt sich eine starke Entwicklung – mit Deutschland an der Spitze.

Nach einem schwachen Vorjahr erlebt der deutsche Elektroautomarkt mit einem Plus von 35 Prozent bei den Neuzulassungen im ersten Halbjahr 2025 ein starkes Comeback. Deutschland und das Vereinigte Königreich konkurrieren derzeit um den Spitzenplatz in Europa bei den verkauften Elektrofahrzeugen, wobei Deutschland im zweiten Quartal des Jahres die Führung übernommen hat. Die Neuzulassungen bei Verbrennern in Europa gehen derweil zurück. Als Unsicherheitsfaktor für die Elektromobilität erweisen sich geopolitische Risiken bei der Versorgung mit Batterierohstoffen.

Weltweiter Antriebsmix im Wandel

Der weltweite Markt für batterieelektrische Fahrzeuge (BEV) wächst derzeit mit einer steigenden Dynamik. Das geht aus dem von der Wirtschaftsprüfungs- und Beratungsgesellschaft PwC (PricewaterhouseCoopers) vorgelegten Report Electric Vehicle Sales Review Q2 2025 hervor.

Demnach legten die weltweiten BEV-Verkäufe im zweiten Quartal gegenüber dem Vorjahreszeitraum um satte 33 Prozent zu. Der stärkste Wachstumsschub zeigt sich dabei mit einem Plus von 42 Prozent in China. Erstmals wurden hier über zwei Millionen Fahrzeuge in einem zweiten Quartal verkauft. Der Anteil batterieelektrischer Fahrzeuge am Gesamtmarkt liegt damit in China laut PwC mittlerweile bei 32 Prozent.

Demgegenüber hat der US-Markt an Tempo eingebüßt, hier sind die BEV-Verkäufe in Q2 2025 um 3 Prozent zurückgegangen – das ist der erste Rückgang in einem Quartal seit 2020. Ursachen sind auslaufende Steuervergünstigungen infolge strengerer Anforderungen an die Batteriebeschaffung. Dennoch erwarten die PwC-Analysten im dritten Quartal auf dem US-Markt ein „deutliches Aufholelement“, bevor die aktuellen Förderprogramme im September enden.

Europa: Deutliches Wachstum mit strukturellen Hürden

Auch in Europa ziehen die Zahlen deutlich an: Die fünf volumenmäßig größten Märkte – Deutschland, Frankreich, Vereinigtes Königreich, Italien und Spanien – verzeichneten im ersten Halbjahr 2025 ein gemeinsames Wachstum von 25 Prozent bei den BEV-Verkäufen.

Besonders Spanien sticht dabei mit einem Plus von 84 Prozent hervor. In Frankreich ist dagegen ein Rückgang um 6 Prozent zu verzeichnen, was laut PwC den allgemeinen Negativtrend am französischen Automarkt widerspiegelt. Dänemark und Norwegen setzen außerhalb der Top-5 Zeichen: Dänemark mit einem Wachstum von 47 Prozent und Norwegen mit 36 Prozent und einem BEV-Marktanteil von 94 Prozent.

Gleichzeitig wird klar, dass der Umstieg auf Elektromobilität in Europa weiter herausfordernd ist. Der Marktanteil reiner E-Autos stieg EU-weit mit Blick auf Neuzulassungen nach Angaben des Verbands der Europäischen Automobilhersteller (European Automobile Manufacturers’ Association, ACEA) im ersten Halbjahr zwar auf 15,6 Prozent, liegt damit aber noch deutlich unter dem angestrebten Niveau im Rahmen der Mobilitätswende. Hybrid-elektrische Modelle erfreuen sich weiterhin wachsender Beliebtheit und bleiben mit einem Anteil von 34,8 Prozent die bevorzugte Antriebsart.

Der kombinierte Marktanteil von Benzin- und Dieselfahrzeugen sank hingegen auf 37,8 Prozent, verglichen mit 48,2 Prozent im gleichen Zeitraum 2024.

Deutschland feiert BEV-Comeback

Nach dem Wegfall staatlicher Anreize im Jahr 2024 hat sich der deutsche BEV-Markt im ersten Halbjahr deutlich erholt. Mit 249.000 Neuzulassungen im ersten Halbjahr 2025 stieg das Volumen um 35 Prozent. Besonders dynamisch entwickelten sich in Deutschland auch Plug-in-Hybride, die im ersten Halbjahr um 55,1 Prozent zulegten. Der Absatz von reinen Verbrennern hingegen ist massiv eingebrochen. Bei Benzinern sind die Neuzulassungen von Januar bis Juni 2025 um 27,8 Prozent zurückgegangen, bei Dieselfahrzeugen um 23,2 Prozent.

Seltene Erden fast vollständig aus China: Störungen in der Lieferkette für E-Mobilität machen Industrie verwundbar

Parallel zum wachsenden Elektromobilitätsmarkt und technologischen Fortschritten gewinnt nach Einschätzung von PwC die Versorgung mit seltenen Erden (REEs) für die Elektromobilität immer stärker an Bedeutung. Ein zentrales Problem ist die geografische Konzentration der Vorkommen: Während viele Länder über keine oder nur geringe Reserven verfügen, befinden sich fast 48 Prozent der weltweiten REE-Vorkommen in China, das zudem für rund 69 Prozent der globalen Produktion verantwortlich ist. Besonders stark ist die Abhängigkeit dabei in Europa, das derzeit 98 Prozent der für Autos, Flugzeuge und medizinische Technik benötigten seltenen Erden aus China importiert. Im Juni 2025 warnte der europäische Verband der Automobilzulieferer (CLEPA), dass die Branche bereits erhebliche Störungen erlebe, und berichtete, dass mehrere Werke in Europa wegen der chinesischen Exportbeschränkungen den Betrieb aussetzen mussten.

Das Recycling von Batterien, die Erschließung alternativer Bezugsquellen, strategische Lieferverträge sowie die Erforschung von Ersatzmaterialien bzw. neuer Batteriekonzepte sollten aus Sicht von PwC vor dem Hintergrund der Abhängigkeit von China geprüft und vorangetrieben werden.

Quelle: IWR Online

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