02.02.2016, 15:59 Uhr

Merkel lädt zum Autogipfel: Zwischen Kaufprämie und Ausbau der Lade-Infrastruktur

Münster - Wie kann dem Ausbau der Elektromobilität mehr Schwung verliehen werden? Ziel der Bundesregierung ist es nach wie vor, bis 2020 eine Million Elektroautos auf die Straße zu bringen. Immer mehr Spitzenpolitiker befürworten inzwischen eine Kaufprämie. Nun trifft sich Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) mit den Vorstandschefs von VW, Daimler und BMW, um über die Zukunft der Elektromobilität zu sprechen.

Im Vorfeld des Autogipfels hatte sich zuletzt, nach Vizekanzler Sigmar Gabriel (SPD), auch CSU-Chef Horst Seehofer für eine Kaufprämie beim Erwerb eines elektrische angetrieben Wagens stark gemacht. Die Energiewirtschaft betont die Notwendigkeit einer engmaschigen Ladinfrastruktur. Vielleicht könnte zusätzlich auch ein ganz anderer Hebel helfen.

Autogipfel: Rückenwind für Kaufprämie

Der "Autogipfels" wird im Vorfeld als Informations- und Beratungsgespräch mit den Vertretern der Automobilindustrie angekündigt. Entscheidungen seien beim Treffen im Kanzleramt eher nicht zu erwarten. Merkel gilt als Gegnerin der Kaufprämie. Ihr Vizekanzler Gabriel hatte für Privatleute eine Prämie von 5.000 Euro beim Kauf eines rein elektrisch betriebenen Autos vorgeschlagen.

Energiewirtschaft will bessere Lade-Infrastruktur

Der Bundesverband der Energie- und Wasserwirtschaft (BDEW) lenkt den Fokus vor dem Autogipfel auf einen anderen Aspekt. Roger Kohlmann, Mitglied der BDEW-Hauptgeschäftsführung stellt fest, dass das Regierungsziel nicht ohne den weiteren Aufbau einer öffentlich zugänglichen Ladeinfrastruktur erreichbar sein wird. Kohlmann weiter: „Der Verkauf von Elektrofahrzeugen und eine adäquate Ausstattung an Ladeinfrastruktur sind zwei Seiten derselben Medaille. In Deutschland standen zur Jahresmitte 2015 2.486 öffentlich zugängliche Ladestationen mit insgesamt 5.571 Ladepunkten für Elektrofahrzeuge zur Verfügung. Obwohl die Energiewirtschaft bei dem Infrastrukturaufbau erheblich in Vorleistung gegangen ist, reicht dieser Ausbaustand mit steigenden Zulassungszahlen der Elektrofahrzeuge bei weitem nicht aus.“ Der BDEW habe einen Vorschlag erarbeitet, der den Aufbau von 10.000 zusätzlichen Ladesäulen vorsieht. Insgesamt wird aus Sicht des BDEW neben den Schnellladestationen auch ein Netz öffentlich zugänglicher Normalladesäulen gebraucht. Dies sei insbesondere für Nutzer ohne regelmäßigen Stellplatz mit Lademöglichkeit relevant oder wenn der Kunde spontan sein Fahrzeug laden möchte.

IWR: Millionen-Parkplatz-Programm für Erwerbstätige und Pendler – Auftanken am Arbeits-Parkplatz

Die Ladeinfrastruktur steht auch beim IWR-Institut aus Münster im Vordergrund. Für die Zielgruppe der Pendler schlägt das IWR als Anreiz u.a. ein „Millionen-Parkplatz-Programm“ vor. Da viele Berufstätige täglich eine überschaubare Strecke zu ihren Arbeitsplätzen in den Städten oder an den Industriestandorten pendeln, wäre eine günstige Auflade-Möglichkeit während der Arbeitszeit an den Firmen-Parkplätzen zielführend. Ein breites Angebot für diese Gruppe von Erwerbstätigen kann neben Maßnahmen für weitere Zielgruppen als wichtiger Baustein für die Akzeptanz und den Ausbau der Elektromobilität greifen. Im Unterschied zu öffentlichen Ladestationen mit begrenzter Ladezeit liegen die Vorteile für Pendler und Berufstätige direkt auf der Hand: Die Elektroautos können auf Grund der langen Standzeiten tagsüber immer voll aufgetankt werden.

Quelle: IWR Online

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